Posts von Max

Tag 7:

Haupterwerb Milch

Wie schon zu Beginn erzählt, haben wir 80 Milchkühe. Davon werden ca. 70 gemolken, die restlichen zehn stehen dann gerade Trocken. Das bedeutet, dass sie ca. 8 Wochen vor dem nächsten Kalbetermin nicht gemolken werden. Eine Art Urlaub für die Kuh. Milch ist unser Haupterwerb. Zweimal am Tag werden die Kühe gemolken. Unser Betrieb lebt davon, Milch zu produzieren und sie zu verkaufen. Milch ist ein vielseitiges Produkt, denn daraus kann Käse, Quark, Butter, Sahne, … hergestellt werden. Und wenn es die Zeit und das Wetter erlaubt, dann wird hier auch mal selbst Käse und Butter hergestellt. Eine Zentrifuge zum Trennen von Rahm und Magermilch, ein Holz-Butterfass zum schlagen der Butter. Mozzarella, Feta oder Camembert waren hier auch schon auf dem Speiseplan. Milch ist deswegen nicht nur ein Produkt. Es ist eine Leidenschaft, aus einem Rohprodukt so viele Lebensmittel erzeugen zu können. Ganz abgesehen vom Eis, was hier ein richtiger Renner geworden ist. Diese Sachen machen wir aber nur für den eigenen Bedarf. Eine Umstellung auf direktes Verarbeiten und Vermarkten würde einen größeren finanziellen und zeitlichen Aufwand bedeuten, der schwer zu stemmen ist. Aber umso schöner ist es, sich dann gelegentlich die Zeit für eigenen Käse oder Butter zu nehmen. Schmeckt einfach ganz anders als gekauft. Ich hoffe es hat euch gefallen, einen kleinen Einblick in meinen Alltag zu bekommen. Es hat mich sehr gefreut hier mitmachen zu dürfen.

Liebe Grüße, euer Max 


Tag 6:

Geburt Kalb

 

Wenn es etwas gibt, was mich jedes Mal aufs Neue fasziniert, dann ist es die Geburt eines Kalbes. Vor allem, wenn alles von alleine abläuft, ohne dass man helfen muss. Meistens kommen bei uns die Kälber in der Nacht und man wird morgens überrascht, wenn man in den Stall geht. Dann heißt es Kalb versorgen, Kontrolle ob es nicht sogar Zwillinge sind und checken ob es der Kuh gut geht. Wichtig ist, dass das Kalb innerhalb der ersten Stunden die Milch der Kuh bekommt, die Biestmilch. Denn da sind wichtige Immunglobuline drin, die das Kalb braucht, da es ohne Immunsystem geboren wird. Gerade am Anfang, kann das Kalb diese noch besser aufnehmen. Durch genaue Zucht können wir beeinflussen, wie die Herde der Zukunft aussehen soll. Wichtig ist uns Langlebigkeit, gesunde Füße und natürlich ein Gesundes Euter. Denn das sind alles Faktoren, die auch die Wirtschaftlichkeit des Betriebs beeinflussen. Kranke Tiere fühlen sich nicht wohl und können somit auch keine Leistung erbringen. Ist bei uns Menschen ja nicht anders. Nach der Erstversorgung wird dann eine Ohrmarke gezwickt. Die ist notwendig, da jedes Tier registriert werden muss, von Geburt bis Tod. Gleichzeitig erhalten dann die Kälber ihren Namen. Kuhkälber fangen mit dem gleichen Buchstaben wie ihre Mütter an. Stierkälber werden da nicht so streng benannt, da diese mit gut 6 Wochen den Betrieb verlassen und in anderen Betrieben gemästet werden. Wir können nicht alle Tiere behalten, da uns hierfür der Platz und das Futter fehlt. Umso glücklicher bin ich deswegen, dass wir einen Mäster in direkter Nähe gefunden haben, der einen Teil unserer Kälber nimmt. Kurze Wege und regionales Arbeiten. Und wenn es sich ergibt, dürfen auch mal Besucher:innen die Namen für die Kälber aussuchen. Wie handhabt ihr das mit den Namen?

Liebe Grüße, euer Max


Tag 5:

Direktvermarktung und Kunden

 

Die beste Wertschätzung, die man für seine Arbeit erhalten kann, ist das direkte Feedback von Kunden und Kundinnen. Einer der Gründe, warum wir hier mit der Direktvermarktung begonnen haben. Davor kam der Lkw, hat die Milch abgeholt und dann war das Thema für uns erledigt. Nun haben wir aber den Automaten mit Milch und Bauernhofeis aus der Nähe und genießen die lieben Zeilen, die uns in unserer Verkaufshütte hinterlassen werden. Auch die Gespräche, die zwischen Milchautomat-reinigen und Stallarbeit stattfinden, sind meist eine wohltat für die eigene Arbeit. Glückliche Kunden:innen, die gerne wieder kommen, weil ihnen die Milch so gut geschmeckt hat. Genauso stelle ich mir das vor. Das wir wieder einen Bezug zu unseren Lebensmitteln bekommen. Dass hinter jedem Produkt, eine Familie, ein Betrieb und auch eine Leidenschaft steht Lebensmittel zu erzeugen. Natürlich ist Direktvermarktung und Kundenkontakt nicht für jeden das Richtige. Bei uns haben sich aber dadurch schon tolle Begegnungen ereignet. Personen die man nun gerne auf der Straße trifft. Mein Highlight war ein Gespräch mit meiner Grundschullehrerin, die einen Zeitungsartikel zu Kornkreisen studiert hatte und mich dann gefragt hatte, ob das mit dem Ernteausfall für den Bauern stimmt. Der Ertrag pro Hektar, die Preise vom Weizen, … Im ersten Moment war ich überrascht und im zweiten begeistert vom Interesse und auch davon, dass sie direkt einen Landwirt fragt und nicht anderen Medien traut. Offenheit ist für uns eben wichtig. Eine Freude, wenn der Kindergarten aus der Nachbarschaft vorbei schaut und am Nachmittag die Kids mit ihren Eltern nochmal kommen, weil die Kleinen unbedingt was zeigen wollen. Seit ihr der Typ Direktvermarktung oder könnt ihr euch das eher weniger vorstellen?

Liebe Grüße euer Max 


Tag 4:

Leben in der Gesellschaft als Gay-Farmer

 

Seit meinem Coming-Out, ist manches einfacher geworden. Endlich zu sich selbst zu stehen, und sich nicht verstecken müssen. Seitdem habe ich persönlich auch noch keinen Gegenwind von Außen zu spüren bekommen. Im Freundeskreis hat sich nichts geändert und selbst wenn es so gewesen wäre, würde sich hier zeigen, wo die echten Freundschaften sind. Natürlich fällt es mir auch nicht immer so leicht, offen vor Leuten darüber zu reden, weil es für mich immer Kopfsache ist, wie der oder die Gegenüber der Homosegsualität eingestellt ist. Auch ist es für mich nicht so einfach in der Öffentlichkeit mit meinem Partner beim Spazieren Händchen zu halten. Zu oft kommt es vor, dass man vor Schreck bei Gegenverkehr loslässt. Leider gibt es immer wieder negative Übergriffe auf queere Menschen und Paare, was einen natürlich auch nicht gerade Rückenwind gibt offener zu sein. Dennoch ist es für mich kein Problem zu sagen, wenn ich gefragt werde, dass ich einen Freund habe. Einen Verlobten. Und auch hier in der Umgebung habe ich schon einzelne Personen der queeren Community kennen lernen dürfen. Eine Sache, die uns verbindet und uns gemeinsam stärken soll, dass es richtig ist, was wir tun und wie wir sind. Freundschaften entstehen. Mein Tipp an euch: nehmt euch die Zeit die ihr braucht. Denn erst, wenn es sich für euch richtig anfühlt, solltet ihr den Sprung wagen. Und wer dann ein Problem damit hat, der soll seinen eigenen Weg gehen. Denn so steht meinem Glück, meinem Leben keiner mehr im Weg.

Liebe Grüße, euer Max


Tag 3:

Ausgleich zur Landwirtschaft

 

Ein Betrieb mit 80 Kühen ist natürlich kein Selbstläufer. Lange Arbeitstage, stressige Erntefenster, Probleme im Stall, … Manchmal kommt es einen so vor, als würde alles schief laufen. Umso wichtiger ist es, auch Beschäftigung oder Ablenkung zu finden. Abschalten vom Alltag. Energie tanken um nicht auszubrennen. Ich für meinen Teil habe zum Beispiel damit angefangen ins Fitnessstudio zu gehen. Mit einem Kumpel schaffen wir es doch regelmäßig ein paar Übungen zu machen. Abschalten, über andere Sachen reden, Kopf frei bekommen. Und wenn das Wetter passt, dann schnappe ich mir auch gerne mal mein Rennrad, denn die Gegend hier ist verlockend. Dazu kommen auch meine Einsätze als Gemeinderat und ehrenamtlicher Richter beim Sozialgericht. Aufgaben, die mich auch mal raus aus der Bauernhof-Blase ziehen. Aufgaben, bei denen ich mich aber auch als Landwirt einbringen kann. Natürlich ist nicht jeder gleich. Nicht jeder braucht diesen Ausgleich zum Betrieb. Ich habe aber für mich festgestellt, dass es mir gut tut, auch mal was anderes zu sehen.

Was macht ihr, um euch vom Alltag auch mal abzukoppeln?

Liebe Grüße, euer Max


Tag 2:

Hof, Erzeugnisse und meine Aufgaben

 

Unser Betrieb liegt im Süden Bayerns, recht nah am Ammersee. Seit 2020 haben wir es geschafft, den Betrieb auf ökologischen Landbau umzustellen. Somit produzieren unsere aktuell knapp 80 Kühe Milch nach Naturland-Standard. Die Kühe und die Nachzucht will auch versorgt sein. Unsere Fläche ist zum Großteil Dauergrünland, also Wiesen, die im Schnitt 4-mal im Jahr gemäht werden. Auf dem bisschen Acker den wir haben wird Mais, Getreide, Lupinen, Bohnen und Klee-Gras angebaut. Alles zur Fütterung der eigenen Tiere. Einen kleinen Teil der Milch verkaufen wir über einen Automaten, der Rest wird von unserer Molkerei abgeholt. Und was mache ich hier? Meine Hauptaufgaben sind die Herdenbetreuung. Melken, Zucht, Besamung, Kalbung, Meldungen von Geburten oder Abgängen. Anträge und Öffentlichkeitsarbeit sind auch mein Gebiet. Die Feldarbeit wird zum Großteil von meinem Papa erledigt. Für die Ernte haben wir aber auch einen Lohnunternehmer zur Hand. Und meine Mama ist sozusagen Springerin für alles. Egal wo es brennt, ist sie am Start.

Ihr habt Fragen zum Hof?

Gerne her damit, liebe Grüße, euer Max


Tag 1: 

Vorstellung

Hallo, mein Name ist Max und ich freue mich Teil der diesjährigen Vorstellungsrunde zu sein. 

Ich bin 28 Jahre alt und arbeite auf dem Hof meiner Eltern. Gelernt habe ich Landwirt und habe danach noch meinen Techniker für Landbau absolviert. Somit habe ich mich nicht nur auf den Betrieb konzentriert, sondern hatte auch die Möglichkeit, im vor- und nachgelagerten Bereich der Branche reinzuschnuppern. 

Aktuell wohne ich jedoch nicht am Betrieb, ich pendle zu meinem Freund, was auch einen gewissen Abstand vom Alltag bietet. 

Ich freue mich auf die nächsten Tage und wenn ihr Fragen habt, dann gerne her damit. Liebe Grüße, euer Max